PS: Literarische Topographien I: Landschaft *
Constanze Baum


Mo 12-14 Uhr
Raum: H 2051
Beginn: 25.10.

"Unzählige Male gehen wir durch die freie Natur und nehmen, mit den verschiedensten Graden der Aufmerksamkeit, Bäume und Gewässer wahr, Wiesen und Getreidefelder, Hügel und Häuser und allen tausendfältigen Wechsel des Lichtes und Gewölkes - aber darum, dass wir auf dies einzelne achten oder auch dies und jenes zusammenschauen, sind wir uns noch nicht bewusst, eine "Landschaft" zu sehen.[…]
Der Künstler ist nur derjenige, der diesen formenden Akt des Anschauens und Fühlens mit solcher Reinheit und Kraft vollzieht, dass er den gegebenen Naturstoff völlig in sich einsaugt und diesen wie von sich aus neu schafft; während wir anderen an diesen Stoff mehr gebunden bleiben und des-halb noch immer dies und jenes Sonderelement wahrzunehmen pflegen, wo der Künstler wirklich nur "Landschaft" sieht und gestaltet."
(Georg Simmel: Philosophie der Landschaft, 1913)

Zielsetzung:
Überblick über die Entwicklung und Bedeutungsvielfalt von Landschaft im epochalen Querschnitt, auch unter Berücksichtigung der Landschaftsmalerei. Erarbeitung der relevanten, grundlegenden Theorietexte, Herausarbeitung der Spezifika von Landschaftsbeschreibungen und kritische Anwendung von Forschungspositionen auf ausgewählte Texte, die der Vorbereitung einer Einzelanalyse in der schriftlichen Hausarbeit dienen.

Voraussetzungen:
Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch sind von Nutzen (die Texte werden im Seminar - soweit möglich - in deutscher Übersetzung gelesen, für Hausarbeiten ist die Auseinandersetzung mit fremdsprachiger Forschungsliteratur nur bedingt zu umgehen).

Seminarablauf:
Block I: Theoriebildung (wahrnehmungsästhetische Verortung des Landschaftsbegriffs, Definitionsansätze, Forschungsproblemfelder und -perspektiven) - Block II: Lektüre und Analyse (Erprobung der erarbeiteten Kenntnisse an einer Textauswahl) / Arbeit in Arbeitsgruppen (keine Referate).

Textgrundlage:
Ein Reader mit Forschungsliteratur wird zu Beginn des Semesters vorliegen. Gemeinsam wird die in Block II verhandelte Lektüre anhand einer Auswahlliste in Hinblick auf eigene Interessensschwerpunkte im Seminar bestimmt (eine feste Ausrichtung gibt es nicht, Vorschläge von Studierendenseite sind ausdrücklich erwünscht). Eine Auswahlliste mit Vorschlägen wird ab Oktober im Internet bereitgestellt und kann und soll durch studentische Vorschläge erweitert werden.

Zusatzveranstaltungen:
Besuch der Alten Nationalgalerie Berlin

Forschungstexte in Auswahl:

Alexander Ritter: Landschaft und Raum in der Erzählkunst. Darmstadt 1975.
Eckhard Lobsien: Landschaft in Texten. Zu Geschichte und Phänomenologie der literarischen Beschreibung. Stuttgart 1981.
Friedmar Apel: Deutscher Geist und deutsche Landschaft: eine Topographie. München 1998.
Klaus Lindemann u.a.: Umbrüche: Blicke auf Landschaft in Literatur und Kunst; 1800, 1900. Paderborn u.a. 1999.
Smuda, Manfred (Hrsg.): Landschaft. Frankfurt am Main 1986.

Im Wintersemester wird diese Reihe mit einem zweiten Teil zum Oberthema "Stadt" fortgesetzt. Beide Proseminare sind so konzipiert, dass sie auch unabhängig voneinander besucht werden können. Ab Oktober können Sie sich bereits verbindlich über diese Seiten (s. Rubrik Anmeldung) für das Seminar anmelden und Lektürevorschläge einreichen.


* Anrechenbar auch für den Studiengang Vergleichende Literaturwissenschaft