Biographien in Auswahl

erstellt und erarbeitet von Seminarteilnehmern

Clodius, Christian August
Geb.: 05.01.1737 Annaberg/Erzgebirge; gest.: 30.11.1784 Leipzig
Geboren als Sohn des Rektors der Lateinschule in Annaberg, studierte er von 1756 bis 1759 Literatur und klassische Altertumskunde in Leipzig. Er schlug auf Anraten und unter Förderung Gellerts, die universitäre Laufbahn ein und wurde 1760 außerordentlicher Professor der Philosophie und 1778 Professor der Logik.
1782 wurde er zum Rektor und Professor der Dichtkunst, wobei unter anderem auch Goethe unterrichtete.
Seit 1758 war er mit Ewald von Kleist befreundet. Clodius war mit Julie Friederike Henriette Stölzel (1755-03.03.1805) verheiratet, die Romanschriftstellerin und Übersetzerin war. Am 21.09.1772 wurde sein Sohn Christian August Heinrich geboren. Clodius gilt als letzter Anhänger Gottscheds.

Werke:
- 1766 Der Patriot (Vorspiel)
- 1767 Prolog bey Eröffnung des neuen Theaters in Leipzig
- 1767-69 Versuche aus der Literatur und Moral (2Bd.)
- 1768 Medon oder Die Rache des Weisen (Lustspiel)
- 1769 Demopater und Augusta (Drama)
- 1769 Gedichte auf die Huldigung Seiner Durchlaucht des Churfürsten zu Sachsen
- 1780-87 Neue vermischte Schriften (6 Bd.) hrsg. von seiner Frau und später durch den Sohn


Literatur:
Deutsches Literatur-Lexikon, Biographisch-Bibliographisches Handbuch. 3. neu bearb. Ausgabe hrsg. von Bruno Berger und Heinz Rupp. Bern;München: A. Francke Verlag 1969.
Kosch, Wilhelm: Deutsches Literatur-Lexikon, Biographisches und Bibliographisches Handbuch. Erster Band. Bern: A. Francke AG Verlag 1949.



Bürger, Gottfried August
Geb.: 31.12.1747 in Molmerswende / Harz (Landkreis Hettstedt); gest.: 08.06.1794 in Göttingen
Bürger stammt aus einer ärmlichen Pfarrersfamilie, zog zu seinem Großvater und kam 1759 auf die Stadtschule in Aschersleben, besuchte dann von 1760 bis 1763 das Pädagogium in Halle. Danach studierte er Theologie und Jura in Halle (1764) und Göttingen (bis 1768). Bereits während des Studiums interessierte er sich für Lyrik und begann Homers "Ilias" und Shakespeares "Sommernachtstraum" zu übersetzen. Im Jahre 1771 wird er von Gleim angeschrieben und es entwickelt sich eine rege Korrespondenz. Er erhielt 1772 eine Amtmannstelle in Altengleichen, die ihn aber von Anfang an in seinem Schaffen einschränkt und psychisch stark belastet. Obwohl er gute Kontakte zum "Göttinger Hain" pflegte, gehörte er diesem nie an und seit 1774 korrespondierte Bürger regelmäßig mit Goethe. Bürger war zunächst mit Dorette Leonhard verheiratet, obwohl er bald darauf seine große Liebe in ihrer Schwester Auguste (Molly genannt) fand, der er seine erotischen Gedichte gewidmet hat. Von 1780 bis zum Tode Dorettes führen sie eine Ehe zu dritt. Dorette stirbt mit 28 Jahren 1784 nach der Geburt des dritten Kindes, welches die Mutter nur kurz überlebt. Bürger wird im selben Jahr ohne eine Prüfung zum Magister ernannt. Im folgenden Jahr heiratet er Molly, aber das Glück ist nur von kurzer Dauer, denn bereits im Januar 1786 stirbt auch sie. Es entwickeln sich Freundschaften zu J.H.Voß, L.Ch.H. Hölty und zu den Gebrüdern Stolberg. 1787 erhält den Doktortitel und veröffentlicht die Programmschrift "Über Anweisung zur deutschen Sprache und Schreibart auf Universitäten". Inzwischen hat er sich als Poet bereits einen Namen gemacht, was sich allerdings als eher unvorteilhaft für seine universitäre Laufbahn erweist. So wird er 1789 in Göttingen zum außerordentlichen aber unbesoldeten Professor der dt. Literatur, Philologie, Geschichte und Philosophie ernannt. Beruflich und finanziell befindet sich Bürger bald in großen Problemen, zudem sorgt das außereheliche Verhältnis zu seiner Schwägerin für einen öffentlichen Skandal. 1790 heiratet Bürger Elise Hahn, die ihn aber gleich nach der Heirat betrügt. Schiller kritisiert Bürgers Gedichte 1791 öffentlich, weil dieser der Meinung war, dass Dichtung von Gelehrten für das Volk gemacht werden sollte, womit er den völligen Gegensatz zu Schiller und Goethe bildete. 1792 erfolgte dann die entgültige Trennung von dem "Schwabenmädchen" Elise Hahn. Seit 1778 war Bürger der Herausgeber des Musenalmanachs und blieb es auch bis zu seinem Tod. Bürger, der nicht nur Sturm und Drang- Dichter war, trat auch mit politischen und kritischen Texten in Erscheinung. Er suchte sein Leben lang nach einer eigenen Position, die er allerdings weder beruflich noch in literarischer Hinsicht fand.

Werke:
- 1773 Der Bauer. An seinen durchlauchtigen Tyrannen
Leonore (1774 im Musenalmanach gedruckt)
- 1776 Aus Daniel Wunderlichs Buch, Beginn der Molly-Dichtung
- 1778 Gedichte, erste Ausgabe. Gedichtssammlung, dessen Subskriptionsverzeichns durch den Namen der englischen Königin eröffnet wird, der er es widmen wollte.
- 1781 Des Pfarrers Tochter von Taubenhain (Inspiriert durch den Inquisitionsprozess gegen die Kindsmörderin Catharina Elisabeth Erdmann)
- 1783 Übersetzung von Macbeth
- 1786 Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande. Erste Ausgabe.
Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen. 2. erweiterte Auflage 1788
- 1789 Gedichte. Zweite Ausgabe in zwei Bänden. Gedichtssammlung, welche Bürger Friedrich II. widmen wollte
- Lehrbuch der Ästhetik (hrsg. 1825)
- Lehrbuch des deutschen Styles (hrsg. 1826)

Ausgaben:
Gottfried August Bürger, Sämtliche Werke. hrsg. von Günter und Hiltrud Häntzschel. München;Wien: Carl Hanser Verlag München 1987.

Literatur:
Der Literatur Brockhaus, erster Band. Hrsg. und bearb. Von Werner Habicht und Wolf-Dieter Lange. Mannheim: F.A. Brockhaus GmbH 1988.
Metzler Autoren Lexikon. Hrsg. von Bernd Lutz. Stuttgart: J.B. Metzler Verlag 1986



Johann Jakob Wilhelm Heinse
Eigentl.: J. J. W. Heintze
Geb. 15.2.1746 Langewiesen/Thüringer Wald; gest. 22.6.1803 Aschaffenburg
Heinse wurde als Sohn des Langewiesener Bürgermeisters geboren. Die zehnköpfige Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Nach dem Besuch der Gymnasien in Arnstadt und Schleusingen studierte Heinse 1766 in Jena. 1768 wechselte er nach Erfurt, wo 1769 sein großes Vorbild Wieland einen Lehrstuhl erhielt. Ab 1770 war er Mitarbeiter der Wochenschrift "Thüringischer Zuschauer". Ohne Studienabschluß ging er 1771 auf Reisen. Längere Zeit hielt er sich in Erlangen auf. Im Herbst 1772 kam er nach Halberstadt. Gefördert von Gleim, der ihm eine Hauslehrerstelle besorgt hatte, wurde Heinse in dessen poetischen Kreis aufgenommen. Von Johann Georg Jacobi wurde er im Frühjahr 1774 nach Düsseldorf gerufen, um die Redaktion der neuen Damenzeitschrift "Iris" (bis 1776) zu übernehmen. Heinse lebte im Haus der Brüder Jacobi und begegnete dort den Wortführern des Sturm und Drang. Heinses erster Roman "Laidion oder die Eleusinischen Geheimnisse" (1774) ist noch ganz dem Vorbild der Rokoko-Antike verpflichtet. Er lernte Goethe kennen und schloß Freundschaft mit Klinger.
Im Juni 1780 konnte Heinse zur langersehnten Italienreise aufbrechen: Größenteils zu Fuß gelangte er über die Schweiz, Marseille, Genua, Venedig und Florenz nach Rom und lebte dort etwa 20 Monate. Im September 1783 traf er wieder in Düsseldorf ein. Im Oktober 1786 trat er in den Dienst des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten, zunächst als Vorleser, ab 1788 als Bibliothekar unter gleichzeitiger Ernennung zum Hofrat. 1787 veröffentlichte Heinse unter Pseudonym sein Hauptwerk in zwei Bänden ("Ardinghello und die glückseeligen Inseln"). Eine Italiänische Geschichte aus dem sechszehnten Jahrhundert, ein sprachgewaltiger Briefroman mit Erörterungen zu Kunst und Philosophie, der als erster Künstlerroman in der deutschen Literatur und zentrales Werk der Genie-Epoche gilt ("pantheistischer Vitalismus"). Im Revolutionskrieg 1792/93 wich er an den Niederrhein aus. Ende 1794 zog er mit der kurfürstlichen Bibliothek nach Aschaffenburg um. Im Sommer 1796 reiste er mit Hölderlin und Susette Gontard nach Driburg/Westfalen. Heinse starb am 22. Juni 1803 in Aschaffenburg.

Werke u.a.:
" 1771 Sinngedichte
" 1774 Laidion oder die Eleusinischen Geheimnisse (Roman)
" 1776/77 Über einige Gemälde der Düsseldorfer Galerie (Briefe)
" 1787 Ardinghello und die glückseeligen Inseln (Roman)
" 1795/96 Hildegard von Hohenthal (Roman)
" 1803 Anastasia und das Schachspiel (Traktat über Schachstrategie)

Ausgaben: "Das Dionysische in den Werken Wilhelm Heinses. Studie zum dionysischen Phänomen in der deutschen Literatur" Baeumer, Max Lorenz, Bonn: Bouvier 1964; "Heinse-Studien" Baeumer, Max Lorenz, Stuttgart: Metzler 1966; "Wilhelm Heinse. Aus Briefen, Werken, Tagebüchern" Benz, Richard, Stuttgart: Reclam 1958; "Der junge Heinse in seiner Zeit. Zum Verhältnis von Aufklärung und Religion im 18. Jahrhundert." Dick, Manfred, München: Fink 1980; "Wilhelm Heinses Gedanken zur Dichtkunst und deren Anwendung in seinen Besprechungen von Dichtern und Dichtwerken" Grammes, F. W., Bonn: 1948; "Wilhelm Heinses Entwicklung zur Humanität. Zum Stilwandel des deutschen Romans im 18. Jahrhundert" Keller, Otto, Bern Francke 1972; "Wilhelm Heinse. Das erotisch-religiöse Weltbild und seine naturphilosophischen Grundlagen" Mohr, Heinrich, München: Fink 1971; "Die Tagebücher Wilhelm Heinses" Moore, Erna Marie, München: Fink 1967; "Heinse als Kritiker der Literatur" Schröder, Carl F., Freiburg: 1951; "Wilhelm Heinses Ästhetik" Terras, Rita, München: Fink 1972 Literatur: "Künstler und Gesellschaft im Roman der Goethezeit" Granzow, Herrmann, Bonn 1960; "Heinses Stellung zur bildenden Kunst und ihrer Ästhetik" Jessen, Kurt Detlev, London: Johnson 1967; "Gegenwelten (Literarische Utopie)" Müller, Götz, Stuttgart: Metzler 1989; "Erzählte Bilder. Literaturmotiv: Gemälde" Dieterle, Bernhard, Marburg: Hitzeroth 1988; "Die erotische Novelle in Stanzen" Dietrich, Wolfgang, Bern: Lang 1985



Salomon Geßner
Geb. 1.4.1730 Zürich; gest. 2.3.1788 Zürich
Geßner wurde als Sohn eines Verlegers und Buchdruckers geboren. Nach dem Schulbesuch in Zürich und Unterricht bei Hauslehrern ging er 1749 nach Berlin als Lehrling der Spenerschen Buchhandlung. Diese Stellung verließ er kurze Zeit später, versuchte sich in der Malerei und schrieb Gedichte. 1750 reiste er zurück über Halberstadt, wobei er einen Besuch bei Gleim arrangierte (dabei begegnete er Klopstock). Dann Hamburg, Amsterdam und Straßburg. Bis 1760 arbeitete er im Verlag seines Vaters, der Redaktion der "Montags-Zeitung". Im Oktober 1752 schloß er Freundschaft mit dem Dichter Ewald von Kleist und Christoph Martin Wieland, der von 1752 bis 1759 in Zürich lebte. Mit seiner Heirat im Jahr 1761 trennte er sich vom Verlag seines Vaters und trat als Teilhaber bei Orell, Geßner und Comp. ein. Daneben war er Teilhaber einer Porzellanfabrik (1763). 1765 wurde er Mitglied der Züricher Stadtregierung - zunächst im großen Rat, 1767 im kleinen Rat. 1768 wurde er Obervogt bzw. Bezirksrichter in Erlenbach bei Zürich. In diesem Jahr war die Familie Mozart, auf einer Konzertreise in Zürich, bei ihm zu Gast. 1769 zog er sich wegen einer schweren Erkrankung von allen Geschäften zurück. Erst 1772 übernahm er wieder die Redaktion der "Montags-Zeitung" (bis 1780, dann wurde sie unter anderer Leitung als "Züricher Zeitung" weitergeführt). Im gleichen Jahr war er für sechs Monate Untersuchungsrichter. 1775, nach dem Tod des Vaters, übernahm er die Leitung des Verlages. 1776 erhielt er zusätzlich zu dem Amt des Obervogtes in Erlenbach das gleiche Amt in Wipkingen. 1779 stattete Goethe ihm einen "Höflichkeitsbesuch" ab. Im folgenden Jahr begegnete er bei einem Kuraufenthalt Wilhelm Heinse. 1781 wurde er Oberaufseher über den stadteigenen Sihlwald. Im Juli 1784 besuchte ihn Sophie von La Roche. Vier Jahre später verstarb Salomon Geßner in Zürich.

Werke u.a.:
" 1753 Die Nacht
" 1754 Daphnis (Hirtenroman)
" 1756 Idyllen. Von dem Verfasser der Daphnis
" 1762 Evander und Alcimna (Hirtendrama)
" 1770 Brief über die Landschaftsmahlerey
" 1772 Neue Idyllen

Ausgaben: "Salomon Gessner. Maler und Dichter der Idylle" Bircher, Martin, 2.Auflage, Wolfenbüttel: Herzog-August-Bibliothek 1982; "Elemente idyllischen Lebens. Studien zu Salomon Gessner" Burk, Berthold, Bern: Lang 1981; "Gottfried Keller und Salomon Gessner" Buser, Rita, Basel: 1963; "Salomon Gessner in Italien. Sein Literarischer Erfolg im 18. Jahrhundert" Lüchinger, Rita, Bern: Lang 1981; "Die Landschaftsgestaltung in Salomon Gessners poetischem graphischen Werk in ihrer Beziehung zum Landschaftsgarten der Aufklärung" Görner, Karl, Dresden: 1975; "Der Mond in der deutschen Dichtung von der Aufklärung bis zur Spätromantik" Spinner, Kaspar H., Bonn: Bouvier 1969; "Briefwechsel mit Klopstock" in Zeitschrift für deutsche Philologie, Voss, E. Theodor, 1978

Literatur: "Deutscher Rokoko in strukturfremdem Sprachgewandt. Vergleichende Analyse zweier Kazinczübersetzungen einer Idylle von Salomon Gessner" Martins, Eva, Stockholm: Amqvist & Wiksell 1974; "Formtradition und Motive der Idylle in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts" Diekkämper, Birgit, Bern: Lang 1990; "Dichter und ihre Heimat" Häny, Arthur, Bern: Francke 1978; "Salomon Gessner im Beziehungsfeld von Ästhetik und Geschichte im 18. Jahrhundert" Kesselmann, Heidemarie, Kronberg: Scriptor Verlag 1976